Durch den Slowakischen Rauhbart wurde mein persönliches Interesse für jene Gene geweckt, die beim Hund für die Fellstruktur und Fellfarbe verantwortlich sind. Es gibt viele gute Bücher zu diesen Themen.
Besonders empfehlenswert finde ich das Buch Die Genetik der Fellfarben beim Hund von Dr. Anna Laukner, Dr. Christoph Beitzinger und Dr. Petra Kühnlein und die Vorträge von Frau Dr. Anna Laukner.
Seit März 2021 gibt es nun auch eine sehr informative Webseite von Frau Dr. Laukner:
https://annalaukner.com/
Darüber hinaus kann man sehr viel von erfahrenen Züchtern lernen, die lange vor den heute möglichen Gentests rauhaarige Rassen in verschiedenen Farbschlägen züchteten.
Die Genetik der Fellfarben und -struktur ist nicht nur sehr umfangreich, sondern auch immer noch nicht in allen Bereichen gänzlich erforscht.
Im Folgenden beziehe ich mich zum Großteil auf das oben erwähnte Buch und werde es so einfach und anschaulich wie möglich halten, um hier nicht den Rahmen zu sprengen.
Daher werden nur einige wenige Grundlagen kurz angeschnitten und auf die wenigen Gene, deren Genorte, Ausprägung und Erbgang eingegangen, die für die Farben und Felltypen der Rasse relevant sind.
Wessen Interesse geweckt ist und mehr erfahren möchte, sollte unbedingt das Buch erwerben.
In der Rasse Slowakischer Rauhbart finden sich an Farbvarianten gemäß FCI Standard Nr. 320 zwei Typen:
"[...] Der Grundton ist ein kastanienbraun schattiertes Sandfarben (als „Grau“ bezeichnet) mit helleren oder dunkleren Varianten, mit oder ohne weiße Abzeichen an den Gliedmaßen und an der Brust;
oder auch „Grau“ mit mehr oder weniger großen Flecken, eventuell
getüpfelt.[...]"
Quelle: http://www.fci.be/nomenclature/Standards/320g07-de.pdf
Mit meinen Worten:
Die graue Farbe der Slowakischen Rauhbärte entsteht durch die Verdünnung (Dilution) von Braun, welches man wiederum als Aufhellung von Schwarz beschreiben kann.
Der Genort der Farbe Braun wird als B-Lokus bezeichnet. Dort befinden sich zwei Allelen (Varianten) des für die Farbe Braun verantwortlichen Gens, die entweder gleich und somit reinerbig (homozygot) oder unterschiedlich und somit mischerbig (heterozygot) sein können.
Das dominante Gen wird mit einem Großbuchstaben (im Falle der Farbe braun mit B) gekennzeichnet, das rezessive mit einem Kleinbuchstaben (b).
Daraus ergeben sich für den B-Lokus folgende Kombinationsmöglichkeiten, die das Erscheinungsbild (Phänotyp) beschreiben und sein "verstecktes" Erbgut (Genotyp) definieren:
Die Grundlage unserer Rauhbärte sind wie weiter oben erwähnt braune Hunde (b/b).
Daher gehe ich im Folgenden von braunen Hunden aus.
Damit es zur grauen Fellfarbe kommt, muss an einem anderen Genort eine bestimmte Kombination Allelen vorliegen.
Die Kombinationsmöglichkeiten am D-Lokus (Dilution):
Letztere Kombination ist also die einzig mögliche für unsere Slowakischen Rauhbärte.
Da die Hunde selbst grau sind, können sie untereinander verpaart auch immer nur graue Nachzuchten hervorbringen. Im Weiteren gehe ich nun immer von Hunden aus, die b/b und d/d, sprich grau sind.
Die zweite Farbvariante in der Rasse entsteht durch die Weißscheckung. Genauer gesagt durch die Piebald-Scheckung, dessen Genvarianten am S-Lokus zu finden sind.
Dieses Gen ist dafür verantwortlich, dass der einfarbig graue Hund an bestimmten Stellen von Körper und ggfs. Kopf sowohl an der Haut, als auch im Fell während Embryonalentwicklung keine Pigmente bildet und somit weiß bleibt.
Bei der Piebald-Scheckung sind oft Bereiche des Kopfes und der Rutenansatz pigmentiert. Darüber hinaus können auch weitere Stellen pigmentiert sein. An wie vielen Stellen und in welcher Größe sich Pigmente ausbilden, lässt sich nicht vorhersagen.
Für die Weißscheckung gilt, dass Nichtscheckung dominant über Scheckung ist. Für die Darstellung der Kombinationen wird im Folgenden N = Nichtscheckung und S = Scheckung verwendet.
Dass graue Hunde N/S und somit Träger von Weißscheckung sind, sieht man ihnen oft an weißen Abzeichen an, die sie an Brust, Bauch und/od er Pfoten ausbilden.
Dass ein Hund kein weißes Abzeichen hat, ist aber kein absolut sicheres Indiz dafür, dass der Hund ein reinerbiger Nichtschecke ist. Mein A-Wurf ist eine Verpaarung zwischen Weißschecke und reinerbigem Nichtschecken. Somit waren alle Welpen Scheckungsträger, sprich grau und hatten bei der Geburt weiße Abzeichen. Zwei Welpen hatten sehr kleine Abzeichen an der Brust, die bereits am 10. Lebenstag nicht mehr zu sehen waren. Da die Verpaarung hier genetisch nichts anderes zulässt, als dass aus Weißschecke x Nichtschecke = 100% Scheckungsträger fallen, ist bei keinem der Welpen ein Gentest nötig, um Klarheit zu schaffen. Das Beispiel der zwei Welpen ohne Brustfleck ab dem 10. Lebenstag zeigt aber, dass das Fehlen eben kein eindeutiges Indiz für (reinerbig) Nichtscheckung ist.
Wer über seinen grauen Hund erfahren möchte, ob er Scheckungsträger ist, kann dies anhand einer Blutprobe oder Backenabstrich bei einem Labor wie z.B. Labogen testen lassen.
Mit dem Begriff Ticking sind verschiedene Muster (Tüpfelung, Sprenkelung, Schimmelung, Stichelung etc.) gemeint, die erst auf weißem Fell sichtbar werden, da die Farbe des Tickings immer der Grundfarbe des Hundes entspricht. Im Falle des Slowakischen Rauhbarts also grau.
Das Ticking ist noch nicht bei der Geburt, sondern erst im Laufe der ersten Lebenswochen sichtbar.
Ob ein Hund Ticking ausbilden wird, lässt sich mit etwas Erfahrung bereits kurz nach der Geburt an der Färbung der Ballen erkennen. Sind und bleiben diese rosa, kann man davon ausgehen, dass ein Hund kein Ticking geerbt hat.
Sind die Ballen "rußig" (pigmentiert), kann man davon ausgehen, dass der Hund im Laufe der kommenden Wochen Ticking zeigen wird.
Während man bereits zuverlässige Gentests für verschiedene Fellfarben entwickelt hat, sind die molekulargenetischen Grundlagen für Ticking noch nicht ausreichend bekannt. Die Erfahrung in der Zucht von Rassen mit Ticking legen nahe, dass Ticking dominant über Nichtticking ist.
Nachtrag: Seit dem Januar 2022 ist es Labogen nun möglich mittels Gentest zu unterscheiden zwischen:
Der Test unterscheidet derzeit nicht zwischen den verschiedenen Zeichnungsmustern, welche unter Ticking fallen.
Mein B-Wurf war eine Verpaarung zweier Piebald-Schecken (mit Ticking).
Ich habe versucht die Entwicklung (rußige Ballen nach der Geburt und erstes Ticking im Fell) bildlich festzuhalten. Da alle Welpen Ticking ausgebildet haben, habe ich leider keine Vergleichsfotos zu rosa Ballen von Welpen ohne Ticking.
Tag 1
rußige Ballen
Tag 7
Auf den Pfoten, am weißen Fang, den Läufen und dem Bauch sieht man es nach wenigen Tagen bereits "schimmeln"
Tag 9
kurz darauf auch bereits seitlich und am Rücken
Tag 13
Tag 21
Mehr zum Thema Ticking im Hinblick auf die Zucht des Slowakischen Rauhbarts, vor allem meine persönliche Meinung habe ich hier zusammen gefasst:
Eine Übersicht der möglichen Kombinationen und deren Ausprägung von Furnishing, Weißscheckung und Ticking: